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STRATEGIEN FOTOGRAFISCHEN HANDELNS

im Böblinger Kunstverein am 8. April

8. April - 13. Mai 2018

Einführende Worte von Günter Baumann    Babette Dieterich und Petra Stransky
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Hier die einführenden Worte zur Ausstellung von Günter Baumann:

Liebe Freunde der Kunst und des Kunstvereins,

ich begrüße Sie/euch ganz herzlich zur Ausstellung STRATEGIEN FOTOGRAFISCHEN HANDELNS. Es ist die erste Mitgliederausstellung seit Jahren, die sich exklusiv einer Gattung widmet. Damit sind zwar einige Künstlermitglieder außen vor, aber wir werden den Fokus auch weiterhin auf bestimmte Techniken legen - sei es, dass wir uns im kommenden Jahr der Zeichnung widmen oder dem Dreidimensionalen im weitesten Sinn. So wird auch gewährleistet, dass alle Mitglieder hier und/oder da zum Zug kommen. Dazu kommt aber noch: die technische Einschränkung beflügelt offenbar auch die Grenzüberschreitung, die aus der Einengung eine Erweiterung macht. Malerische treffen auf klassisch analoge wie auf digital bearbeitete, poppige oder konzeptionelle Positionen usw. Dabei haben sich allgemein die Möglichkeiten der einzelnen Gattungen in den letzten Jahrzehnten vervielfacht. Die Bildhauerei in der traditionellen Vorstellung findet sich immer seltener und hat einer Raumkunst Platz gemacht, die mit völlig neuen Materialien umzugehen weiß, und auch die Fotografie hat sich gewandelt - ähnlich, wie es in der Malerei keine wirkliche Trennung mehr zwischen abstrakten und figurativen Positionen gibt, hat sich auch die früher so genannte Lichtbildnerei zu einer polyphonen Gemengelage entwickelt. Kurz und gut: Man sieht eine Fülle an Ausdrucksformen - genau gezählt sind es 18 Positionen - , die alle zu beschreiben zu weit führte. Das gibt wiederum mir die Möglichkeit, entweder eine Stunde zu reden oder mich kurz zu fassen, damit wir noch mit den anwesenden Fotokünstlern plaudern können, was sich am besten bei einem guten Tröpfchen und einigen Häppchen tun lässt, für deren Herstellung ich herzlich Linde Wallner danke. Ferner will ich bei der Gelegenheit dem Hängeteam danken: Ohne die fleißigen Mithelfer wäre der Kunstverein nicht das, was er ist. Dank bin ich auch schuldig gegenüber den Performance-Künstlerinnen Petra Stransky und Babette Dieterich, die unsere Vernissage wunderbar und wohl auch mit überraschender Improvisationslust umrahmen. Dazu nachher mehr.

Doch zurück zur Ausstellung. Willkommen heißt uns gleich beim Betreten des Kunstvereins im Obergeschoss ein monumentaler Baum von Claus Iden, sicher die markanteste Arbeit hier: Was vermag nicht alles die Fotografie! Iden zeigt uns ja nicht einfach einen zugegeben mächtigen Baum auf der Lichtung. Majestätisch, vielleicht gewaltig, um nicht zu sagen gewalttätig ist er emporgewachsen, sprengt das Format des Bildes. Mit seiner Tiefenschärfe nimmt das Gewächs regelecht Besitz vom Papier. Und weil uns der abgelichtete Raum schier ins Bild zieht, nimmt es auch uns in Besitz. Schauen wir genau auf das Motiv, erkennen wir: die raumgreifenden Äste werden gestützt. Was hier so mächtig erscheint, zeigt Schwäche. Claus Iden schafft es, dem Baum eine nahezu menschliche Wesenheit zu verleihen: kraftvoll besitzergreifend, zugleich verletzlich. Es handelt sich aber auch um die bedrohte Schönheit der Natur, die der Fotograf uns hier zeigt - auch diese Bedrohung ist eng mit dem Menschen verknüpft. Was hier gilt, ist für die ganze Fotografie bezeichnend: die Technik der Fotokunst, die der Vorlage, dem Motiv am treuesten folgen könnte, ist von der bloßen Abbildung genauso weit weg wie z.B. die Malerei, die sich früh bewusst machte, dass sie nur eine Fläche zur Verfügung hat, um Räume darzustellen.

Der Mensch ist auch das Hauptthema im Kernraum der Ausstellung. Der Jazzfan Rainer Ortag macht mit der Kamera Emotionen sichtbar, die wiederum etwas über die Musik der jeweiligen Musiker aussagt. Dargestellt sind die US-amerikanische Sängerin Cécile McLorin Salvant, der italienische Pianist Stefano Bollani sowie der französische Jazztrompeter Eric Truffaz. Musik auf dem stummen Papier klingen zu lassen, ist eine hohe Kunst. Dass man die Dreierserie als solche günstiger erwerben kann, als wenn man die Blätter einzeln kauft, bringt mich dazu, am Rande anzumerken: Die Arbeiten hier sind alle käuflich. Und es ist für jeden Geschmack etwas in der Ausstellung zu finden. Im Zusammenspiel mit Rainer Ortag zeigen im selben Raum Berit Erlbacher und Ute Kroll ihre Darstellungen des Menschen - zum einen Porträts, zum andern Tanz- und Performance-Impressionen. Ute Kroll hat befreundete Künstler zum Set gebeten und zur Teilanonymisierung mit ihren Vornamen im Titel versehen. Einige der Aufnahmen sind allein fotobearbeitet, andere wurden noch von Hand koloriert. Berit Erlbacher legt über die improvisierten Tanzaktionen einen Weichzeichner, der durch Langzeitbelichtung entsteht - was wir sehen, ist die pure Bewegung, nahe am Film, der sich in unsrem Kopf abspielen mag.

Im Vorraum zum Kabinett findet sich noch ein Porträt von Ute Kroll, darüber hinaus sehen wir Natur-Landschaftliches und Städte-Landschaftliches von Rolf-Lothar Lipinsky, im Sindelfinger Raum gesichtet und bilddramaturgisch in Szene gesetzt. Der Flur der Stipendiatenwohnung wird bestritten von Steffi Cramer, Gérard Krimmel und Vera Reschke. Hier dominieren Strukturen verschiedenster Art. Steffi Cramer zeigt so betitelte »Häutungen«, scheinbar mikroskopische Kosmen, die sich als Häute von Früchten entpuppen: Alltägliches wird neu sichtbar gemacht. Der Maler Gérard Krimmel wählt seine Strukturen über den Gattungswechsel, überzieht eine Fotografie sozusagen mit einer malerischen Haut - »Simone«, so nennt er sein Modell, tritt mal behütet, national, schmiegsam, hot und gelackt auf. Und die Hautüberlagerungen, sprich mischtechnischen Schichten bei Vera Reschke verfremden Szenerien fotografierender Menschen - fotografisches Handeln wird selbst zum Thema, ist Motiv wie technische Umsetzung.

Im Projektraum hinten sind kleinere und mittlere Formate von Stephanie Brachtl, Silke Hemmer, Linda Krimmel, Paul Wassiliadis und Waltraud Wellmann untergebracht. Im weitesten Sinne kann man diesen Raum unter der Rubrik Spurensuche verbuchen. Ironisch geht Stephanie Brachtl ans Werk, sie gibt Einblicke auf zugemüllte Ateliertische, erhascht Menschen im Laserlicht, spürt Lieblingsomas auf, hängt Gedanken in der Nacht nach oder lässt das Kopfkino frei. Silke Hemmer spielt mit der Werbung als Dokumentarfotografie - ein ungewöhnliches Zusammenspiel -, Linda Krimmel und Waltraud Wellmann bilden tatsächlichen Spuren im Schnee bzw. im Sand ab. Paul Wassiliadis entführt den Betrachter seiner ausdrücklichen »Reflexionen« in traumnahe Glitzerwelten.

Es bleibt noch die Schleuse, in der sich die Positionen abstrakter geben als in der Kabinett-Etage. Oft genug erweist sich die Abstraktion - so auch hier - als eine sehr wohl konkrete, wenn auch ungegenständliche Motivik. Hier stellen Maks Dannecker, Ingeborg Müller, Gudrun Renner, Vera Reschke, Brigitte Staub und Iris Caren von Württemberg aus. Maks Dannecker tastet sich kühn an die - schwarzen - Außengrenzen der Fotografie heran. Ingeborg Müller bleibt mit ihren »images« wörtlich genommen im Bild, wenn auch die Gegenstandsmotive aus der Scheinwelt der Werbung einen starken Dang zum Abstrakten hin haben. Gudrun Renner imaginiert den Mythengott Prometheus im zerstörerischen - oder besser: schöpferischen - Feuer, Vera Reschke offenbart im abstrakten Raum konkrete Räumlichkeiten, weckt Assoziationen an flüchtige Momente. Brigitte Staub macht sich hintersinnig - so lässt der Titel vermuten - an einen Rundgang durchs Museum: Wir sehen aber keine Bilder einer Ausstellung, sondern tiefe Blicke in Wendeltreppen als Bildmotiv selbst. Assoziationen an die sich öffnende Blende in der guten alten Fotografie werden motiviert durch den vom Boden aus hochblickenden Menschen, der wie im Fokus des Fotografen erscheint. Zu guter Letzt verweise ich noch auf die fotografischen Formspiele im Werk von Iris Caren von Württemberg - sie lässt uns auf die Seite »Inside the Space« schauen, eine Art Sicht von außen ins Innenleben geheimnisvoll-zeichenhafter Welten: Matrix Code lässt an virtuelle Räume denken, künstlich gemachte Bildwelten. Aber das war nie anders in der Kunst, sofern sie sich von der Natur unterscheidet.

Liebe Freunde der Kunst und des Kunstvereins, in meinem raschen Parforceritt durch die Räume konnte ich hoffentlich ein paar Schlaglichter auf teils zauberhafte, teils irritierende oder schlicht schöne Momentaufnahmen legen. Nutzt, nutzen Sie die Chance, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen. Bevor ich Sie und euch allerdings in den kulinarischen Teil des Abends entlasse, darf ich noch ein paar Takte zur Performance sagen, die uns zur Eröffnung begleitet. Die Sängerin, Wortakrobatin und Autorin Babette Dieterich sowie die Tänzerin , Choreographin und Musikpädagogin Petra Stransky haben eigens für das Thema der Ausstellung, »Strategien fotographischen Handelns«, eine »Instant Composition« mit dem Titel »Standpunkt und Moment« entwickelt. Die Akteurinnen sehen ihre Kunst, die sich phantasievoll über mehrere Disziplinen erstreckt, darin, »aus dem Moment heraus ein einmaliges Stück zu erschaffen«. Die Schlagwörter der Fotografie - Ausschnitt, Form, Grenzen, Moment, Standpunkt und Kommunikation loten sie stimmlich und tänzerisch aus. Welch hohe Professionalität dahinter steckt, werden wir gleich sehen. Ich freue mich auf die Darbietung der beiden Künstlerinnen .

. und danke für eure Aufmerksamkeit.

Günter Baumann, April 2018

Für weitere Informationen gehts hier direkt zum Kunstverein Böblingen


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