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Bobo Stenson Trio

in Sudhaus Tübingen am 30. 9. 2017

Hier gehts zum Konzert   Martin Trostel vom 'Jazz im Prinz Karl' kündigt die Band an   Bobo Stenson
Bobo Stenson Trio   Bobo Stenson   Anders Jormin, Jon Fält   Anders Jormin, Jon Fält   Anders Jormin, Jon Fält   Jon Fält   Bobo Stenson Trio   Bobo Stenson   Bobo Stenson   Bobo Stenson Trio   Bobo Stenson   Bobo Stenson, Anders Jormin   Anders Jormin   Bobo Stenson Trio  

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Bobo Stenson, piano
Anders Jormin, bass
Jon Fält, drums

Mit der Kraft einer Dampflok

Das Bobo Stenson Trio begibt sich vor 350 Besuchern im Sudhaus auf Spurensuche

Wenn Jazzmusik mit dem Ausgehvergnügen die rechte Balance findet, gönnt man sich in Tübingen gern einen Konzertabend. Wenn dieses Konzert auch noch mit dem 40-jährigen Bestehen des rührigen Veranstalters "Jazz im Prinz Karl" zusammenfällt, wundert es nicht, dass der Auftritt des schwedischen Pianisten Bobo Stenson und seinem Trio am Samstagabend im Sudhaus komplett ausverkauft ist.

Im Saal drängeln sich so viele Menschen, dass bei den nicht mit einem Sitzplatz Beglückten gar etwas Unmut aufkommt: "Jetzt muss man schon bei Jazzkonzerten eine halbe Stunde vorher kommen, um einen Sitzplatz zu ergattern", murrt jemand aus den stehenden Reihen. Ansonsten aber stimmt man sich in freudiger Erwartung auf den Abend mit Bobo Stenson und seinen Mitstreitern Anders Jormin am Bass und Jon Fält an den Drums ein. Verständlich, denn mit dem schwedischen Trio ist dem veranstaltenden Verein Jazz im Prinz Karl wieder ein dicker Fisch der internationalen Jazzszene an die Angel gegangen. Noch dazu ist dieses Konzert das einzige, welches das Bobo Stenson Trio 2017 in Deutschland gibt. Entsprechend wohlwollend gibt sich das Publikum und genießt das stilistisch abwechslungsreiche und breitgefächerte Programm sichtlich. Vor allem im zweiten Set verschränkt Stenson kongenial melodische Vertraulichkeiten aus der Klassik mit sperrigen Modernjazz-Rhythmen. Mal scheint er geradezu in die Tasten zu springen, dann wieder bewegt er sich nah am abstrakten Minimalismus. Stenson hat in der linken Hand die Kraft einer Dampflok, doch die rechte setzt so leichte Läufe dazu, dass das Ganze feinziseliert klingt wie das Zusammenspiel von Zügen einer Modelleisenbahn. Während der Pianist die Melodien unter seinen wirbelnden Fingern zerreibt und dabei nur sporadisch die Themen-Initiale in Erinnerung ruft, lässt Anders Jormin seinen Bass aufgeregt pumpen oder herzerwärmend singen.

Vor allem Stensons langjähriger Bassist ergeht sich gerne in kleinen Sperenzchen, lässt den Kontrabass mal wie eine Geige, mal wie eine indische Sitar klingen. Dabei setzt er - auch das nicht gerade die Regel bei Bassisten - permanent den kleinen Finger der Greifhand ein. Zeitweise hat man das Gefühl, damit spiele er eigenständige Läufe, während die anderen drei den Rhythmus halten. Der junge Drummer Jon Fält arbeitet dazu ganz fein, häufig mit Besen, und dennoch tupft er mit viel Dynamik entscheidende, vorantreibende Betonungen.

So perlen sie durch den Abend, die Dampfloks moderner Jazzmusik. Selten mit Volldampf, aber mit genügend Reserven, so als könne jeden Augenblick ein Ventil brechen und Druck ablassen. Das passiert aber nicht, und so bleibt die Spannung bestehen für das nächste Stück, das übernächste und so weiter bis zum fulminanten Finale mit einer Zugabe.

Jürgen Spieß


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Bobo Stenson, Anders Jormin und Jon Fält

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