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Till Brönnerim Theaterhaus Stuttgart am Di. 18. April 2017Nach Auswahl eines Bildes bitte rechts oder links ins Foto klicken oder Taste → und ← zum blättern.Magnus Lindgren, sax Jasper Soffers, p Bruno Müller, g Jo Barnikel, keys Christian von Kaphengst, b David Haynes, dr Souveräne Unterhaltung STUTTGART. Zum Abschluss gibt es noch einmal ein ausverkauftes Haus und stehende Ovationen: Die 30. Internationalen Theaterhaus Jazztage endeten mit einem Besucherrekord und dem Auftritt des deutschen Trompetenstars Till Brönner und seinem Sextett. Was hat der 1971 geborene Trompetenvirtuose und dreifache ECHO-Preisträger nicht alles bewegt in den vergangenen Jahren - Hildegard Knef rehabilitiert, Chet Baker aus dem Keller geholt, mit den No Angels und Dirk Nowitzki geflirtet, mit Udo Lindenberg Rilke vertont und nicht zuletzt wurde er als einziger Deutscher von Barack Obama zum International Jazz Day ins Weiße Haus eingeladen. Till Brönner sieht sich in der Tradition des amerikanischen Jazz-Mainstreams, ihm ist es gelungen, den Jazz aus der Nischenecke zu holen. In Stuttgart präsentiert er sich wie gewohnt sehr cool, wirkt kompetent und gleichzeitig entspannt. Auch bei seiner sechsköpfigen Begleitband merkt man schnell, dass man es hier mit Könnern zu tun hat. Im ersten Set wechseln sich ruhige Balladen mit groovigen Up-Tempo-Nummern ab, in denen das Publikum lässig mitwippt. Quer durchs Programm seines aktuellen Albums "The Good Life" spielen sich Brönner und die Seinen. Vom Titelsong aus dem Kinofilm "ie drei Tage des Condor" über das traditionelle "Bumpin" von Wes Montgomery bis zur augenzwinkernden Eigenkomposition "42nd & 6th", mit der der Sonnyboy auf seine Auslegung der Jazztradition anspielt. Dabei klingt das, was er in Stuttgart vorstellt, überhaupt nicht blauäugig. Aber auch nicht unbedingt nach klassischem Jazz. Wie immer intoniert er mit einer geradezu klinischen Perfektion. Samtig-weich sein Flügelhornspiel, begleitet von den munteren Einlagen Jo Barnikels auf den Keyboard-Tasten, dem zurückhaltenden Bassspiel von Christian von Kaphengst, der souveränen Begleitung von Jasper Soffers (Piano) und Bruno Müller (Gitarre) sowie David Haynes' knackigem Drum-Set. Zu hören ist mal fordernder, mal schmuseweicher Funk, den der Schwede Magnus Lindgren am Saxofon mit kleinen, aber effektiven Widerhaken untermalt. Dazu Till Brönner an der gestopften Trompete, ein wenig rauchig und lässig und mit virtuosen, spitzen Höhen-Ausbrüchen. Auch bei seinem warmen Flügelhorn-Ton, der lupenreinen Artikulation, den charmanten Heiserkeiten und verwischtem Half-valve-Intonationen könnte man lange zuhören. Till Brönner singend, das ist dagegen eher kunstlos und ausdrucksarm. Das würde in der Badewanne durchgehen, aber im Großen Saal des Theaterhauses liegt die Latte etwas höher. Da hören einfach zu viele Leute zu, und die meisten von ihnen haben schon richtig gute Jazzsänger gehört. Zum Glück greift Deutschlands bekanntester Jazzmusiker nur beim Klassiker "Sweet Lorraine" zum Mikrofon Zum Abschluss entschädigt Till Brönner mit pointierter, immer auf den Punkt bringender Virtuosität und geschmackvollen, tiefenentspannten Soli. Vor allem das Zusammenspiel mit dem Saxofonisten Magnus Lindgren strahlt eine rückhaltlose Unmittelbarkeit aus. Dafür gibt es am Ende viel Beifall und stehende Ovationen. Jürgen Spieß Zur Übersicht der 30. Internationalen Theaterhaus Jazztage 2017
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